
Umweltschützer: Mehr Schutzgebiete in Niedersachsen
Hannover (dpa/lni) – Als wirksamen Beitrag zum Artenschutz fordern Umweltschützer vom Land mehr Engagement beim Aufstellen von Schutzgebieten. Die Entwicklung einer grünen Infrastruktur, eines Netzes an Schutzgebieten und Wanderkorridoren für heimische Arten müsse mit gleicher Priorität vorangetrieben werden wie die Energiewende, sagte die Landesgeschäftsführerin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Niedersachsen, Susanne Gerstner, der Deutschen Presse-Agentur dpa in Hannover. Anlass ist der Internationale Tag der biologischen Vielfalt am Montag.
Das Land Niedersachsen hatte sich zusammen mit Umweltschutzverbänden und dem Landvolk zum «Niedersächsischen Weg» zusammengefunden, bei dem Gesetze zum Umwelt-, Natur- und Gewässerschutz verbessert werden sollen.
Die Umsetzung habe bislang Licht- und Schattenseiten, sagte Gerstner. Einerseits seien beispielsweise artenreiches Grünland und Streuobstwiesen ab einer Größe von 2500 Quadratmetern unter Schutz gestellt und Grünland auf sensiblen Standorten dürfe nicht mehr zu Acker umgebrochen werden.
Auch bei der fachlichen Betreuung von Schutzgebieten habe es Fortschritte gegeben, indem die Zahl der Ökologischen Stationen erhöht wurde. Zudem gebe es Fortschritte bei der Reduktion von Pestiziden in der Landwirtschaft.
Allerdings sei das Land noch deutlich von dem Ziel entfernt, bis 2023 auf 15 Prozent der Fläche einen landesweiten mit Wanderkorridoren untereinander verbundenen Biotopverbund aufzubauen. Gerstner verwies darauf, dass in der EU-Biodiversitätsstrategie und seitens der Weltnaturkonferenz in Montreal noch weitergehende Ziele vorgesehen seien: «So sollen bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter effektiven Schutz gestellt werden», sagte Gerstner.
Auch von den im «Niedersächsischen Weg» gesetzlich verankerten Zielen zur Begrenzung der Flächenversiegelung und zur Reduzierung des Flächenverbrauchs sei das Land noch weit entfernt. Unter anderem soll der Flächenverbrauch bis 2030 auf weniger als drei Hektar am Tag reduziert werden. Nach wie vor gebe es eine unverminderte Planung neuer Gewerbegebiete auf der grünen Wiese, kritisierte Gerstner. Sie bemängelte auch klima- und naturschädliche Straßenbauprojekte, aber ebenso Pläne für den beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien. Hier gebe es dringenden Nachbesserungsbedarf.
«Auch müssen die im Niedersächsischen Weg beschlossenen Programme wie das Aktionsprogramm Insektenvielfalt und das Wiesenvogelschutzprogramm mit ausreichend Mitteln ausgestattet werden», forderte Gerstner. Nur bei einer ausreichenden Honorierung landwirtschaftlicher Betriebe für Natur- und Artenschutzmaßnahmen über die gesetzlichen Mindeststandards hinaus könnten die Vereinbarungen des «Niedersächsischen Weges» umgesetzt werden.